Aufbruch und Abschied

Der alltägliche Wahnsinn

Es ist fast dunkel und beinahe still. Zu hören ist nur ein entferntes Qietschen der Straßenbahnschienen. Und ein Knistern, ein leises Knistern in der Zimmerecke...

Es ist Julia, die, inmitten eines Wusts aus verschiedenen Gegenständen knieend, bei schwachem Licht irgendetwas von einer Rucksacktasche in eine andere verpackt. Irgendwas, das noch mit soll oder nicht mehr mit darf, das ändert sich möglicherweise morgen wieder. Jonathan gibt kein Geräusch mehr von sich. Der noch eingeschaltete Laptop steht neben ihm auf dem Bett, doch er ist bereits eingeschlafen. Zum wiederholten Male hat er sich dem Kampf mit verwirrenden Anleitungen in den Tiefen des Internets gestellt. Wie funktioniert bloß dieses verdammte GPS-Gerät?!?  Für heute war der Kampf verloren, doch schon morgen ging er in die nächste Runde.

Es war ein Kampf auf scheinbar verlorenem Posten, denn gefühlt  kamen jeden Tag mehr Aufgaben dazu, statt weniger zu werden. Und trotzdem genossen wir jeden einzelnen Schritt davon, meistens.

Immer den baldigen sonnigen Weg vor Augen...

Es kam, wie es kommen musste - nein - wie wir es wollten

Schon auf der Reise durch Südamerika ahnten wir, dass wir wieder losziehen würden. Spätestens auf dem Flug nach Hause war uns klar: das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, das darf es nicht. Klar war auch: Reisen braucht Zeit, mehr Zeit. Denn es dauert einfach bis man ankommt im Unterwegssein, bis man versteht, dass nichts mehr fest ist, alles offen, alles frei.

Warum wollen wir los? Warum so weit? So lang? Und vor allem: warum da hin? Dafür gibt es auch bei uns keine eine Antwort - und wir müssten es ja wissen. Das, was wir antworten können ist: Es gibt da etwas in uns, dass uns sagt, dass jetzt die Zeit ist, dass dort der Weg ist und dass das alles ist, was wir zu wissen brauchen. 

Das Ende langer Vorbereitungen 

Im Laufe der nächsten zwei Jahre seit unserer Rückkehr aus Südamerika konkretisierten sich unsere Pläne, wurden größer, fester, realer. Nicht unbedingt realistischer, doch mit jedem Schritt greifbarer, aufregender, beängstigender und verheißungsvoller. Jetzt ist es soweit.

In den letzten Wochen haben wir Projekte beendet, kleine und große. Nun sind die Prüfungen bestanden, die Masterarbeiten eingereicht, wir sind jetzt fertige Psychologen. Die Jobs  sind gekündigt, die Wohnung ja nun schon etwas länger. Die Rucksäcke sind gepackt, die Schuhe geputzt, die Brote geschmiert.

Doch trotz all der Planung kommt dieser Tag irgendwie überraschend, etwas plötzlich. Fast schon unangemeldet ist er nun einfach da.

Abschied: weinende und lachende Augen

Irgendwann im Laufe unserer Vorbereitungen kam immer wieder der Moment, in dem man realisierte, dass neben all den tollen Dingen, die uns bevorstehen, auch ein schwerer Abschied vor uns liegt. Abschied von vielen lieben Menschen, die wir leider viel zu lange nicht sehen können werden. Von vielen konnten wir persönlich Abschied nehmen, von einigen, besonders denen über die Welt verstreuten, leider nicht mehr. Dann an dieser Stelle: macht es gut und wir freuen uns jetzt schon auf ein (mehr oder weniger) baldiges Wiedersehen.








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